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Gewalt gegen Frauen bleibt alarmierend hoch

Jährlich am 25. November soll der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen ein Zeichen für Sicherheit und Menschenrechte setzen.

25.11.2025 10:16
red04
© Adobe Stock
Am 25. November findet der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen statt.

Einmal im Jahr richtet sich der Blick der Weltöffentlichkeit besonders auf ein Thema, das viele betrifft und doch oft im Verborgenen bleibt: Gewalt gegen Frauen. Am heutigen 25. November wird der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen begangen. Er soll daran erinnern, dass diese Form der Gewalt kein privates, sondern ein gesellschaftliches und globales Problem ist, das Menschenrechte verletzt und Leben zerstört.

Herkunft und Bedeutung

Der Gedenktag geht auf die Ermordung der Mirabal-Schwestern zurück, drei Aktivistinnen aus der Dominikanischen Republik, die 1960 von einem diktatorischen Regime getötet wurden. Ihre Geschichte wurde zum Symbol des Widerstands gegen Unterdrückung. 1999 erklärten die Vereinten Nationen den 25. November zum offiziellen Aktionstag. Seither wird die Farbe Orange als Zeichen der Hoffnung und einer gewaltfreien Zukunft verwendet und leitet die weltweite Kampagne „Orange the World“ ein, die in die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen mündet und am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, endet.

Aktuelle Lage

Zahlen eines aktuellen UN-Berichts zeigen, wie ernst die Lage ist. Gewalt gegen Frauen findet überwiegend im eigenen Zuhause statt und wird oft von Menschen verübt, zu denen ein Vertrauensverhältnis besteht. Weltweit sterben täglich durchschnittlich rund 140 Frauen oder Mädchen durch Gewalt von Partnern oder Familienangehörigen. Die Gesamtzahl der im Jahr 2024 ermordeten Frauen wird auf etwa 83.000 geschätzt, ein erschütternder Wert, der verdeutlicht, wie wenig Sicherheit viele in ihrem unmittelbaren Umfeld erfahren. Die UN weisen außerdem darauf hin, dass digitale Gewalt weiter zunimmt und besonders junge Frauen betrifft. Auch Konfliktregionen gelten als Hochrisikobereiche, in denen sexualisierte Gewalt gezielt als Waffe eingesetzt wird.

Kampagne „Orange the World“

Die internationale Kampagne „Orange the World“ möchte dieses Problem sichtbar machen und Betroffene stärken. Gebäude, Plätze und Wahrzeichen werden orange beleuchtet, um ein weithin sichtbares Zeichen gegen Gewalt zu setzen. Zahlreiche Organisationen und Städte beteiligen sich mit Veranstaltungen, Workshops und Informationsangeboten. Das Ziel ist es, gesellschaftliche Strukturen offenzulegen, die Gewalt begünstigen, und gleichzeitig darüber zu informieren, welche Unterstützungsmöglichkeiten existieren. Die 16 Aktionstage sollen nicht nur Aufmerksamkeit schaffen, sondern auch politische Veränderung anstoßen und Präventionsarbeit fördern.

Engagement in Österreich

Auch in Österreich wird rund um den 25. November ein deutlicher Schwerpunkt auf Bewusstseinsbildung und Hilfe für Betroffene gelegt. Eine der Initiativen ist beispielsweise erneut die Kassabon-Aktion des österreichischen Handels in Kooperation mit der Polizei. Auf tausenden Kassenbelegen werden Notrufnummern abgedruckt, die Betroffene unmittelbar erreichen können: der Polizeinotruf 133, die Frauenhelpline gegen Gewalt, das Gewaltschutzzentrum sowie der Opfer-Notruf der Justiz. Durch die Beteiligung von 30 Handelsbetrieben erhält diese Maßnahme eine besonders große Reichweite. Unter dem Motto „Endstation für Gewalt“ machen die Wiener Linien wiederum entlang der orange beleuchteten U3 und im gesamten Streckennetz sichtbar, dass Gewalt weder im öffentlichen Raum noch im Alltag akzeptiert wird.

Gewalt als weltweites Problem

Gewalt gegen Frauen ist ein globales und komplexes Thema. Nach Schätzungen der WHO hat etwa jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Das entspricht hunderten Millionen Betroffenen weltweit. In vielen Ländern des globalen Südens liegt die Zahl noch deutlich höher: In einigen Staaten Subsahara-Afrikas oder Südasiens berichtet bis zur Hälfte der Frauen von Übergriffen in Partnerschaften, während in Ländern wie Afghanistan oder Teilen Ostafrikas Gewalt oft eng mit gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten verknüpft ist. Neben der häuslichen Gewalt spielen jedoch auch andere Formen eine große Rolle: In verschiedenen Regionen gehören Zwangsverheiratungen, sexuelle Ausbeutung, Menschenhandel, Genitalverstümmelung oder sogenannte Ehrenmorde zur Realität vieler Frauen. In Konfliktgebieten kommt sexualisierte Gewalt häufig als gezieltes Mittel der Einschüchterung und Kriegsführung hinzu. In urbanen Räumen wiederum sind Frauen vermehrt Übergriffen im öffentlichen Raum ausgesetzt, darunter Belästigungen, Überwachung oder digitale Gewalt, die sich zunehmend über soziale Medien verbreitet. In vielen Gesellschaften werden diese Formen der Gewalt tabuisiert oder als „normal“ abgetan, was dazu führt, dass unzählige Fälle nie gemeldet werden. Das große Dunkelfeld macht deutlich, dass die tatsächliche Zahl betroffener Frauen weltweit noch weit höher liegt, als offizielle Statistiken erfassen können.

Verantwortung und Veränderung

Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen erinnert daran, dass Gewalt keine Privatangelegenheit ist und nicht hinter geschlossenen Türen bleiben darf. Sicherheit, Schutz und körperliche Unversehrtheit sind grundlegende Rechte. Politik, Gesellschaft und jeder Einzelne müssen ihren Beitrag leisten, damit diese Rechte nicht nur auf dem Papier bestehen. Es braucht ausreichende Unterstützungseinrichtungen, Präventionsprogramme, einen respektvollen Umgang miteinander und eine Kultur, in der Betroffene ernst genommen werden.

(red)

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