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Investoren unterschätzen Klimawandelfolgen

Indiana University verortet oftmals gewisse Neuorientierung nach einem verheerenden Hurrikan

06.06.2024 14:22
LB
© Adobe Stock

Investoren haben Risiken und finanzielle Auswirkungen von schweren Wirbelstürmen lange unterschätzt, bis sie durch den Super-Hurrikan „Sandy“ im Jahr 2012 eines Besseren belehrt wurden. Wirbelstürme verursachen jährlich Schäden in Milliardenhöhe in Haushalten, öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen. Die Folgen können noch monatelang die Finanzmärkte belasten, denn die falsche Bewertung dieser Ereignisse kann zu starken Kurskorrekturen führen, so eine Studie der Indiana University.

Extremwetter und Finanzmärkte

Mathias Kruttli und Sumudu Watugala von der Kelley School of Business der Indiana University wollten die Zusammenhänge genauer ergründen. Deshalb haben sie die Folgen von Wirbelstürmen auf Unternehmen in einem Zeitraum von 24 Jahren untersucht. Sie wollten besser verstehen, wie sich extreme Wetterereignisse auf die Performance der Finanzmärkte auswirken, die anhand von Options- und Aktienkursen gemessen wird.

Ergebnis: Anleger haben in der Vergangenheit zu wenig auf die durch Wirbelstürme verursachte Volatilität reagiert und ihre Erwartungen nicht effizient an die in Echtzeit verfügbaren Infos angepasst. Nach einem Hurrikan liegt der Schwerpunkt auf den Schäden und der daraus resultierenden Zerstörung. „Was wir hervorheben wollten, war, dass es auch eine große Unsicherheit über die Auswirkungen gibt. Zum Zeitpunkt des Eintreffens eines Hurrikans ist ein Großteil der Zerstörung ungewiss. Einige Firmen werden negativ betroffen sein, andere positiv, aber es dauert, bis die Ungewissheit beseitigt ist“, sagt Kruttli.

Vielzahl von Einflussfaktoren

Diese Ungewissheit kann damit zusammenhängen, ob ein Hurrikan dort landet, wo er erwartet wird, oder ob seine Bahn im letzten Moment abweicht. Sie kann auch auf der Zeit beruhen, die benötigt wird, um das Ausmaß der Auswirkungen sowohl auf die Unternehmen als auch auf die umliegende Infrastruktur zu erkennen, wie die Produktnachfrage beeinflusst wird und ob und wie Versicherungen und Katastrophenhilfe bei der Beseitigung der Schäden helfen werden.

„Generell haben wir festgestellt, dass die Anleger systematisch unterreagieren, wenn es um die Ungewissheit über die Folgen für Unternehmen geht. Sandy war ein unerwartetes Ereignis, das das Finanzzentrum der USA traf. Die Auswirkungen waren beträchtlich, etwa die Schließung der New Yorker Börse. Das war für viele Finanzinvestoren sehr auffällig“, ergänzt Watugala.

Obwohl es bereits verheerende Wirbelstürme wie „Andrew“ in Florida im Jahr 1992, „Katrina“ in New Orleans im Jahr 2005 und „Ike“ im Jahr 2008 gab, unterschätzten die Finanzmärkte die Auswirkungen von Wirbelstürmen, bis Sandy die gesamte Atlantikküste von Florida bis Maine und seine Sturmflut New York City schwer traf, Straßen und Tunnel überschwemmte und Millionen von Menschen den Strom abstellte.

„Unterreaktion auf Wirbelstürme“

„Wir haben festgestellt, dass die Unterreaktion auf Wirbelstürme nach dem Hurrikan Sandy abgenommen hat, was darauf hindeutet, dass sich die Informationseffizienz der Märkte verbessert hat“, schreiben die Forscher. Ein auffälliges Ereignis, das eine so deutliche Verschiebung in der Preisbildung hervorrufe, werfe die Frage auf, ob die Finanzmärkte neuartige Risiken, die sich aus dem Klimawandel ergeben, effizient bewerten können.

„Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die Märkte Zeit brauchen, um zu lernen, wie extreme Wetterereignisse zu bewerten sind, und dass es unwahrscheinlich ist, dass sie neuartige Klimarisiken, die sich aus dem Klimawandel ergeben, effizient bewerten können“, sagen die Wissenschaftler abschließend.

PTE/Red.

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