Kaprun feiert Limberg III – die Natur zahlt mit

Der neue Pumpspeicher in Kaprun wird als „Grüne Batterie“ gefeiert, doch die Kritik am Eingriff in die Alpen wird lauter.

17.09.2025 10:27
Redaktion
© Verbund/Wiedl
Blick auf den Stausee Moserboden in der VERBUND Kraftwerksgruppe Kaprun

Am Freitag, 12. September 2025, eröffnete Verbund in Kaprun das unterirdische Pumpspeicherkraftwerk Limberg III. In einer 62 Meter langen und 43 Meter hohen Kaverne, so groß wie das Mittelschiff des Stephansdoms, arbeiten nun zwei drehzahlvariable Pumpturbinen. Bundesminister Wolfgang Hattmannsdorfer sprach vom „starken Zukunftsprojekt“, Landeshauptfrau Karoline Edtstadler von „Ingenieurskunst im Hochgebirge“. Vorstandschef Michael Strugl betonte: „Pumpspeicher sind die großtechnische Grüne Batterie der Nation.“

Ehrengäste der Eröffnung des Pumpspeicherkraftwerks Limberg III (BM Markus Marterbauer; Verbund CEO Michael Strugl; LH Salzburg Karoline Edtstadler; BM Wolfgang Hattmannsdorfer; Verbund COO Achim Kaspar) | © Verbund/Wiedl

Mit 480 Megawatt zusätzlicher Leistung steigt die Turbinenkapazität der Kapruner Kraftwerksgruppe um mehr als 50 %. 572 Millionen Euro investiert Verbund in das Projekt, drei Viertel davon nach eigenen Angaben mit Wertschöpfung in Österreich. 400 geladene Gäste, ökumenische Segnung, Festreden – das „Meisterwerk“ der Energiewende ist aber noch lange nicht zu Ende gedacht.

Ausbaupläne verschärfen Konflikt

Kaum eröffnet, ist der nächste Schritt angekündigt: Bis 2027 soll die Limbergsperre um 8,7 Meter erhöht werden. Damit würde der Hochgebirgsstausee Wasserfallboden rund 12,7 Millionen Kubikmeter mehr Wasser fassen. Für die Betreiber bedeutet das „wertvolle Speicherkapazität“. Für die Natur bedeutet es den Verlust weiterer Alm- und Moorflächen, eine dauerhafte Veränderung des Landschaftsbildes und mögliche Risiken für Hangstabilität und Ökosysteme.

Energiewende vs Naturschutz

Verbund präsentiert Limberg III als unverzichtbaren Beitrag für Netzstabilität und Krisensicherheit. Pumpspeicher sind tatsächlich ein erprobtes Mittel, um Schwankungen aus Wind- und Solarenergie abzufangen. Aber wie so oft – nur in der Theorie.

So nützlich Pumpspeicher im Stromnetz auch sind – ihr Prinzip bleibt ein Verlustgeschäft: Von einer eingesetzten Megawattstunde kommen im besten Fall nur rund 0,7 bis 0,8 wieder heraus. Wirtschaftlich rechnet sich das nur, wenn der Preisunterschied zwischen Pump- und Turbinenzeiten groß genug ist, ökologisch nur dann, wenn tatsächlich Überschüsse aus Wind und Sonne gespeichert werden. In der Praxis wird aber gepumpt, wenn es das System oder der Markt verlangt – nicht automatisch dann, wenn grüne Energie im Überfluss vorhanden ist.

Deshalb wirkt der „Grüne-Batterie“-Claim nach einem Werbedeal: Er verschweigt, dass der Speicher ohne Preis- und Marktlogik gar nicht funktioniert und damit weit weniger „grün“ ist, als die Festreden in Kaprun es glauben machen wollen.

Aufstau als rote Linie

Spätestens mit dem geplanten Aufstau des Wasserfallboden-Stausees wäre eine “Grüne” Grenze überschritten. Wer die Alpen als „Grüne Batterie“ vermarktet, darf nicht verschweigen, dass hier unwiederbringliche Landschaften geopfert werden sollen.

CheckList: Wir werden das Thema weiter begleiten – und nicht lockerlassen, bis klar ist, ob Österreich bereit ist, für ein paar zusätzliche Megawattstunden die Hochgebirgswelt von Kaprun dauerhaft zu überstauen.

(red)

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