Klimakrise am Kipppunkt: Alarm aus der Antarktis

Die rapide schmelzenden Meereismassen in der Antarktis gefährden das Überleben der Kaiserpinguine.

22.08.2025 10:07
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Kaiserpinguine sind auf stabiles Meereis angewiesen.

Die Antarktis verändert sich – und das schneller und tiefgreifender, als viele bisher angenommen haben. Ein internationales Forscherteam warnt vor besorgniserregenden Entwicklungen: Das Packeis schrumpft, wichtige Meeresströmungen verlangsamen sich, und der antarktische Eisschild schmilzt zunehmend. Diese Prozesse sind eng miteinander verknüpft und könnten sich gegenseitig verstärken – mit möglicherweise weitreichenden Folgen für das globale Klimasystem.

Gefährlicher Dominoeffekt

Was in der Antarktis passiert, bleibt nicht dort. Die Region reagiert empfindlich auf Veränderungen – und sendet diese in Form von Rückkopplungseffekten in alle Teile der Welt. Schmilzt das Packeis, verringert sich die Albedo, also die Rückstrahlung von Sonnenlicht. Die Folge: Die Erde erwärmt sich noch schneller. Gleichzeitig führen höhere Temperaturen zu weiterem Abschmelzen des Eisschilds, was wiederum den Meeresspiegel ansteigen lässt – ein gefährlicher Teufelskreis. Küstenregionen auf der ganzen Welt wären davon betroffen, Millionen Menschen könnten ihre Lebensgrundlage verlieren. Die Forscher betonen deshalb: Nur wenn die weltweiten CO₂-Emissionen in diesem Jahrzehnt drastisch sinken, kann das 1,5-Grad-Ziel von Paris noch erreicht werden. Die Wissenschaft spricht hier von einem potenziellen Kipppunkt: Wird eine kritische Schwelle überschritten, könnten diese Entwicklungen unumkehrbar werden.

Kaiserpinguine – ein Symbol der Bedrohung

Besonders betroffen von den Veränderungen im Südpolarmeer sind die Kaiserpinguine. Ihr Überleben hängt stark vom saisonalen Meereis ab – jenem Eis, das im Winter entsteht und im Sommer wieder verschwindet. Doch genau dieses Eis nimmt rapide ab. In einigen Kolonien kam es bereits zu dramatischen Brutverlusten, weil das Eis zu früh zerbrach und die Küken ins Wasser stürzten, bevor sie schwimmen konnten. Forscher befürchten, dass Kaiserpinguine bis Ende des Jahrhunderts in großen Teilen der Antarktis aussterben könnten, wenn sich die Entwicklung fortsetzt. Der Rückgang dieser ikonischen Tierart ist ein deutliches Zeichen dafür, wie real die Bedrohung durch die Klimakrise bereits ist.

Noch ist Zeit – aber nicht mehr viel

Laut dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) gibt es zwar bisher keinen klaren Beweis dafür, dass ein unumkehrbarer Kipppunkt bereits erreicht wurde. Dennoch zeigen Modelle, dass sich der Eisschild der Westantarktis über mehrere Jahrhunderte hinweg destabilisieren könnte – selbst dann, wenn keine weitere Erwärmung mehr stattfindet. Die gute Nachricht: Noch bleibt ein Zeitfenster, um gegenzusteuern. Doch es schließt sich schnell. Ohne sofortige und umfassende Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen wird es schwer, das Schlimmste zu verhindern.

Vogelgrippe erreicht die Antarktis

Als wäre die Klimakrise nicht genug, erreicht nun auch eine Tierseuche die entlegensten Regionen der Erde. Auf mehreren antarktischen Inseln wurde das hochpathogene Vogelgrippevirus H5N1 nachgewiesen – zunächst bei Seevögeln wie Braunen Skuas, mittlerweile aber auch bei Robben. Für die Tierwelt der Antarktis stellt das eine zusätzliche Gefahr dar. Viele der dort lebenden Arten haben kaum Kontakt zur Außenwelt – und damit auch keine natürliche Immunität gegen solche Erreger. Sollte sich das Virus weiter ausbreiten, könnten insbesondere Pinguin- und Robbenpopulationen massiv dezimiert werden.

(red)

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