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Neue Marker für Darmerkrankungen entdeckt

Eine gezielte Untersuchung von Calprotectin-Untereinheiten eröffnet Perspektiven für präzisere Diagnosen und Therapien bei Darmentzündungen.

27.11.2025 10:54
red04
© Adobe Stock
In Österreich leiden etwa 75.000 Menschen an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

Forscher der Medizinischen Universität Innsbruck haben einen möglichen Wendepunkt in der Diagnostik und Therapie von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa gefunden. Ihre aktuelle Studie zeigt, dass bestimmte Bestandteile des bekannten Entzündungsmarkers Calprotectin gezielter untersucht werden könnten – mit weitreichenden Folgen für Diagnose und Behandlung.

Mehr als nur ein Entzündungsmarker

Calprotectin gilt seit Jahren als Standardmarker für Entzündungen im Darm. Ein erhöhter Wert im Stuhl deutet meist auf aktive Erkrankung hin. In der Praxis zeigte sich jedoch, dass manche Patienten trotz klinisch aktiver Erkrankung nur geringe Calprotectin-Werte hatten. Die Innsbrucker Forscher gingen deshalb einen Schritt weiter und analysierten die Untereinheiten von Calprotectin – vor allem die Eiweiße S100A8 und S100A9. Erste Ergebnisse zeigen: Während das Gesamtkalprotektin selbst keine Entzündungen auslöst, können seine Untereinheiten diese deutlich verstärken.

Präzisere Diagnosen

Die Studie umfasste fast 700 Patienten. Besonders spannend: Bei einigen Patienten mit unauffälligem Gesamt-Calprotectin waren die Werte von S100A9 dennoch erhöht. Das macht S100A9 zu einem vielversprechenden Marker für Krankheitsaktivität – und könnte helfen, Schübe frühzeitig zu erkennen und Therapien gezielter anzupassen.

Neue therapeutische Perspektiven

Bedeutsam ist der mögliche therapeutische Ansatz: In experimentellen Studien führte die isolierte Gabe von S100A8 oder S100A9 zu verstärkten Darmentzündungen. Eine gezielte Hemmung von S100A9 schützte hingegen vor Entzündungen. Das eröffnet Perspektiven für neue, gezieltere Therapien, die nicht den gesamten Calprotectin-Komplex blockieren, sondern nur die entzündungsfördernden Untereinheiten. Damit könnten Patienten künftig wirksam behandelt werden – mit weniger Nebenwirkungen.

Erkrankung in Österreich

In Österreich leiden etwa 75.000 Menschen an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Experten erwarten, dass die Zahl der Betroffenen in den kommenden Jahren weiter steigt. Fortschritte in Diagnostik und Therapie sind daher von hoher gesellschaftlicher Relevanz. Wenn sich die Innsbrucker Ergebnisse bestätigen, könnten Patienten künftig individuellere, effektivere und verträglichere Behandlungsstrategien erhalten. Die Forscher planen bereits Folgestudien am Menschen, in denen gezielt die Untereinheiten von Calprotectin gehemmt werden sollen. Parallel sollen größere Biomarker-Studien zeigen, ob sich damit nicht nur aktive Erkrankungen, sondern auch Frühphasen oder drohende Schübe besser erkennen lassen.

(red)

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