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Nikotin bleibt – der Konsum verändert sich

Während das klassische Rauchen weltweit zurückgeht, sorgen E-Zigaretten für neue Herausforderungen im Kampf gegen Nikotinsucht.

06.10.2025 16:28
red04
© Adobe Stock
Klassische Zigaretten verlieren weltweit an Bedeutung.

Weltweit geht die Zahl der Menschen zurück, die klassische Tabakprodukte konsumieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wertet das als Erfolg jahrzehntelanger Aufklärungsarbeit, Regulierung und Prävention. Doch die positive Entwicklung wird von einem neuen Phänomen überschattet: E-Zigaretten, auch Vapes genannt, gewinnen besonders unter jungen Menschen rasant an Beliebtheit. Die WHO sieht darin eine alarmierende Entwicklung und warnt vor gesundheitlichen Risiken, deren Ausmaß bisher noch nicht vollständig abzuschätzen ist.

Raucherrate sinkt

Klassische Zigaretten verlieren weltweit an Bedeutung. Wer heute zur Schule oder Universität geht, erlebt das Rauchen nicht mehr als gesellschaftliche Normalität. Strengere Gesetze, höhere Preise, abschreckende Bilder auf Verpackungen und Rauchverbote haben ihren Effekt nicht verfehlt. Der Rückgang des Tabakkonsums gilt als einer der größten Erfolge der modernen Gesundheitspolitik. Doch der Eindruck, das Thema sei damit erledigt, trügt. Nikotin ist nicht verschwunden – es hat nur eine neue Verpackung bekommen.

E-Zigaretten boomen

Vapes sind handlich, bunt, oft süß im Geschmack und leicht zu bekommen. Viele sehen sie als stylische, weniger schädliche Alternative zur Zigarette. Die Nutzerzahlen steigen – vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Nicht selten enthalten die Geräte Nikotin, teils sogar in hohen Dosen. Auch nikotinfreie Varianten sind im Umlauf, doch sie spielen im Gesamtbild eine untergeordnete Rolle. Vor allem sogenannte Einweg-Vapes, die nach wenigen Zügen entsorgt werden, erleben einen regelrechten Boom. Der Markt wächst schnell – und mit ihm die Unsicherheit über Folgen und Risiken.

WHO schlägt Alarm

Die WHO betrachtet diese Entwicklung mit Sorge. Zwar ist das Dampfen grundsätzlich weniger schädlich als das Rauchen von Tabak, doch harmlos ist es nicht. Vor allem fehlen bislang Langzeitstudien, die klären könnten, welche gesundheitlichen Auswirkungen regelmäßiger Konsum wirklich hat. Hinweise auf Atemwegserkrankungen und Belastungen für das Herz-Kreislauf-System gibt es bereits. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Einfluss auf junge Menschen: Viele von ihnen greifen zur E-Zigarette, ohne vorher geraucht zu haben. Die WHO sieht darin ein ernstes Problem. Der Verdacht, dass Vapes den Einstieg in die Nikotinsucht erleichtern könnten, steht im Raum.

Ausstiegshilfe und Einstiegstor

Rund um E-Zigaretten tobt eine offene Debatte. Die einen sehen sie als Teil des Problems, die anderen als möglichen Teil der Lösung. Denn für manche Raucher können sie tatsächlich eine Hilfe beim Ausstieg sein – vorausgesetzt, der Umstieg gelingt dauerhaft. Im Idealfall reduziert sich dabei die Aufnahme schädlicher Stoffe deutlich. Doch nicht selten bleibt es beim sogenannten „Dual Use“: Menschen dampfen, rauchen aber gleichzeitig weiter. In solchen Fällen wird das Risiko nicht verringert, sondern möglicherweise noch verstärkt.

Regeln fehlen – Risiken bleiben

Die gesetzliche Regulierung von Vapes hinkt dem Markt deutlich hinterher. Während für Tabakprodukte klare Vorgaben existieren, bewegen sich viele E-Zigaretten in einer rechtlichen Grauzone. Das gilt etwa für Werbung, Inhaltsstoffe oder Verkaufsstellen. Besonders Einwegprodukte sind oft sehr leicht erhältlich – auch für Minderjährige. Gleichzeitig ist unklar, welche Langzeitwirkungen bestimmte Aromen, Zusatzstoffe oder Geräte wirklich haben. Für Verbraucher ist das kaum durchschaubar. Wer eine E-Zigarette kauft, weiß meist wenig über das, was er oder sie einatmet.

Prävention und Regulierung

Die Politik steht vor einer doppelten Aufgabe: Einerseits gilt es, den Erfolg der Tabakprävention zu sichern. Andererseits müssen neue Risiken durch Vapes ernst genommen werden – ohne vorschnelle Verbote, aber mit klaren Regeln. Dazu gehören Altersbeschränkungen, Beschränkungen bei Aromen, strengere Vorgaben für Werbung und ein transparenterer Umgang mit Inhaltsstoffen. Gleichzeitig braucht es bessere Forschung. Die Frage, ob Vapes mehr schaden oder helfen, lässt sich nur auf Grundlage belastbarer Daten beantworten. Und auch die Aufklärung muss Schritt halten. Viele Menschen wissen zu wenig über die Unterschiede zwischen Tabak, E-Zigaretten und nikotinfreien Produkten.

Trend mit offenem Ausgang

Dass immer weniger Menschen zur klassischen Zigarette greifen, ist eine gute Nachricht. Doch der Aufstieg der E-Zigarette wirft neue Fragen auf, die dringend beantwortet werden müssen. Sind Vapes eine sinnvolle Alternative oder ein neuer Weg in die Abhängigkeit? Diese Entscheidung darf nicht dem Markt allein überlassen bleiben. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Gesundheitspolitik aus der Geschichte des Tabaks gelernt hat – oder dieselben Fehler noch einmal macht.

(red)

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