Österreichs Nachholbedarf bei HPV-Impfungen

Schottland senkt Gebärmutterhalskrebs dank hoher HPV-Impfquote fast auf null – Österreich hinkt hinterher.

02.09.2025 14:07
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Schottische Frauen, die früh geimpft wurden, weisen kaum noch invasive Gebärmutterhalskrebsfälle auf.

Wenn es um Gesundheit und Vorsorge geht, steht die HPV-Impfung weltweit als einer der größten Erfolge in der Krebsprävention. Länder wie Schottland haben mit konsequenten, schulbasierten Impfprogrammen beachtliche Fortschritte erzielt: Die Zahl der Gebärmutterhalskrebsfälle ist dort nahezu auf null gesunken. Österreich hingegen bewegt sich noch auf halbem Weg. Trotz kostenloser Impfangebote für Mädchen und Jungen ab 9 Jahren liegt die Durchimpfungsrate aktuell bei rund 52 Prozent – und das, obwohl die Impfung seit 2014 empfohlen wird.

HPV erklärt

HPV steht für Humanes Papillomavirus und bezeichnet eine Gruppe von Viren, die sehr verbreitet sind und meist durch Haut- oder Schleimhautkontakt, insbesondere beim Sex, übertragen werden. Es gibt viele verschiedene Typen von HPV – manche verursachen harmlose Warzen, andere können jedoch Krebs auslösen. Besonders bekannt ist HPV als Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs bei Frauen, aber auch andere Krebsarten wie Analkrebs, Peniskrebs oder bestimmte Kopf-Hals-Tumore können durch das Virus entstehen. Die meisten Infektionen verlaufen unbemerkt und heilen von selbst, doch eine dauerhafte Infektion mit sogenannten Hochrisiko-HPV-Typen kann über Jahre hinweg zu Zellveränderungen und schließlich zu Krebs führen. Genau hier setzt die HPV-Impfung an: Sie schützt frühzeitig vor den gefährlichsten HPV-Typen und verhindert so, dass die Infektion überhaupt entsteht.

Schottlands hohe Impfquote

Seit 2008 wird die HPV-Impfung Mädchen im Alter von 12 bis 13 Jahren in schottischen Schulen angeboten – seit 2019 auch Jungen. Das schulbasierte Programm ermöglicht eine sehr hohe Durchimpfungsrate von über 80 Prozent. Neueste Studien zeigen: Junge Frauen, die früh geimpft wurden, haben kaum noch invasive Gebärmutterhalskrebsfälle. Auch die Vorstufen von Krebs sind drastisch zurückgegangen – ein eindrucksvolles Beispiel, wie gut eine frühzeitige und breit angelegte Impfstrategie wirkt.

Österreichische Zahlen niedriger

Österreich bietet die HPV-Impfung seit 2014 kostenlos für Mädchen und Jungen ab 9 Jahren an – dennoch liegt die Durchimpfungsrate bei etwa 52 Prozent. Im Vergleich zu Schottland ist das noch ausbaufähig. Australien und Kanada berichten ebenfalls von stark rückläufigen HPV-bedingten Krebsfällen dank hoher Impfquoten. Die WHO fordert eine Impfquote von mindestens 90 Prozent bei Mädchen bis 15 Jahren, um das Virus effektiv einzudämmen – ein Ziel, das Österreich noch vor sich hat. Neue Ansätze wie die Einzeldosisimpfung sollen weltweit mehr Menschen erreichen und damit auch die Hürden in Ländern mit begrenztem Zugang senken.

Erhöhung der Durchimpfungsrate

Um die von der WHO empfohlene Impfquote zu erreichen, setzt Österreich auf einen klaren Ansatz: Die HPV-Impfung wird momentan flächendeckend kostenlos angeboten – für Mädchen und Jungen ab 9 Jahren bis zu einem Alter von 30 Jahren. Dieses kostenfreie Impfangebot soll möglichst viele Menschen motivieren, die Schutzimpfung wahrzunehmen und damit die Verbreitung des Virus nachhaltig einzudämmen. Zusätzlich wird durch verstärkte Aufklärung, die Einbindung von Schulen und medizinischem Fachpersonal sowie flexible Impfoptionen daran gearbeitet, bestehende Hürden abzubauen. So will Österreich den Weg zu einer deutlich höheren Durchimpfungsrate einschlagen und langfristig die HPV-bedingten Krebserkrankungen drastisch reduzieren.

(red)

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