Pilze als Retter der Erde: Wien feiert die Funga
Die Wiener Pilzfestspiele widmen sich der Rolle von Pilzen für Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Ernährung.

In Wien dreht sich ab heute. 6. Oktober alles um das geheimnisvolle Reich der Pilze. Bei den zweiten Wiener Pilzfestspielen – kurz „Funga“ genannt – steht nicht das Sammeln im Wald im Mittelpunkt, sondern die Zukunft unseres Planeten. Mehr als 60 Veranstaltungen zeigen, welche Rolle Pilze für Ökosysteme, Recycling und Klima spielen können. Von 6. bis 12. Oktober wird an über 25 Orten in der Stadt geforscht, diskutiert und experimentiert – von Labor-Workshops bis zu Filmvorführungen und Konzerten.
Veranstalter Rene Lux und sein Team von MyPilz haben ein ehrgeiziges Ziel: Wien soll zur Hauptstadt der angewandten Mykologie werden. „Pilze sind die stillen Architekten der Natur“, sagt Lux. Sie zersetzen organisches Material, speichern CO₂ und könnten eines Tages sogar Plastik ersetzen. In diesem Sinn verstehen sich die Pilzfestspiele als Labor für eine nachhaltige Zukunft.
Funga trifft Forschung
Ein Höhepunkt des Programms ist der Tag der Pilzwirtschaft in der Wirtschaftskammer Wien. Dort sprechen Wissenschafter:innen, Unternehmer:innen und Investor:innen über neue Wege, Pilze wirtschaftlich zu nutzen – etwa als Baustoff, Proteinquelle oder Grundlage für medizinische Wirkstoffe. Der Gedanke: Pilze sind keine Randerscheinung, sondern Teil einer künftigen Kreislaufwirtschaft, in der nichts verloren geht.
Auch das Publikum kann mitmachen. In einem Workshop lernen Interessierte das Klonen von Pilzen und den sterilen Umgang mit Pilzkulturen. Was für manche nach Science-Fiction klingt, ist in der Biotechnologie längst Realität – Myzelien wachsen heute bereits in Labors zu Verpackungen, Lederersatz oder Dämmstoffen heran.
Am Wochenende gibt die chilenische Forscherin Giuliana Furci, Gründerin der Fungi Foundation, Einblicke in die globale Pilzforschung. Sie gilt als wichtigste Fürsprecherin für eine neue Sicht auf die Funga – als „dritte Säule des Lebens“ neben Pflanzen und Tieren.
Kunst als Türöffner
Die künstlerischen Beiträge der Festspiele – etwa Makrofotografien, Installationen oder das Funga Film Fest im Haydn Kino – dienen vor allem als Türöffner für ein breiteres Publikum. Der Dokumentarfilm The Giants von Merlin Sheldrake und Bob Brown etwa zeigt, wie eng Umweltaktivismus und Pilzforschung verbunden sind.
Am Sonntag endet die Reihe mit einem Abschlusskonzert im WUK, bei dem Musiker Cosmo Sheldrake und der Schweizer „Fungi-Künstler“ Jonas Studer auftreten. Danach soll es bis 2027 eine Pause geben in der Wiener Pilzwelt – dann ist die nächste Mykologie-Biennale geplant.
(APA/red)