Pläne für grünes Flugbenzin bleiben stecken

SAF-Projekte kommen kaum voran und gefährden damit die Klimaziele der europäischen Luftfahrt.

12.08.2025 17:35
Redaktion
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SAF-Betankung

Die Idee war ehrgeizig, die Umsetzung hingegen stockt seit Jahren. Klimafreundlicher Flugkraftstoff – sogenanntes SAF – sollte in der EU durch eine verbindliche Beimischungsquote den CO₂-Ausstoß der Luftfahrt spürbar senken. In der Realität klagen Airlines über zu geringe Verfügbarkeit, zu hohe Preise und überzogene Vorgaben. Viele Projekte wurden verschoben, gestrichen oder blieben auf dem Papier.

Von 160 Projekten nur wenige umgesetzt

Eine Auswertung von Reuters zeigt: Von rund 160 angekündigten SAF-Projekten seit 2012 sind nur 36 realisiert worden. Knapp ein Drittel verzögerte sich oder wurde eingefroren, bei einem Viertel ist seit der Ankündigung Funkstille, rund zwei Dutzend wurden gänzlich aufgegeben. Selbst bei optimistischer Betrachtung würde die weltweite SAF-Produktion nur etwa zehn Prozent der Menge erreichen, die für das Klimaziel 2050 nötig wäre.

Derzeit liegt der SAF-Anteil am globalen Kerosinverbrauch bei gerade einmal 0,7 Prozent. Für das Ziel, ab 2050 netto keine Treibhausgase mehr auszustoßen, wäre eine 300-fache Menge erforderlich. Doch statt einer Produktionsoffensive erleben viele Projekte Rückschläge – oft bedingt durch hohe Kosten, mangelnde Abnahmezusagen oder fehlende wirtschaftliche Anreize.

Kostenfalle statt Klimaschutzmotor

SAF wird aus Bioabfällen, Altfetten oder strombasierter Synthese hergestellt. Das Verfahren ist technisch machbar, aber drei- bis fünfmal so teuer wie herkömmliches Kerosin. Billiger würde es erst bei einer Massenproduktion – die aber ausbleibt, weil Airlines den Preisaufschlag scheuen und Passagiere selten bereit sind, höhere Ticketpreise zu zahlen.

Ein prominentes Beispiel: Die US-Firma WorldEnergy stellte 2024 ihre als Vorzeigeprojekt geltende Raffinerie in Kalifornien ein. Ähnliche Rückzüge finden sich auch in Europa, wo die politischen Zielvorgaben ambitioniert sind, die Umsetzung jedoch an realwirtschaftlichen Hürden scheitert.

Regulierung mit begrenzter Wirkung

Die EU setzt zwar auf verbindliche Quoten und langfristige Klimaziele, doch ohne funktionierende Lieferketten bleiben diese in der Praxis wenig mehr als ein politisches Versprechen. Branchenvertreter kritisieren seit Jahren, dass Brüssel zwar Ziele definiert, aber nicht rechtzeitig für die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sorgt, um diese erreichbar zu machen.

Die Lufthansa etwa musste mehrere SAF-Kooperationen stoppen oder verschieben – teils wegen gestiegener Energiepreise, teils wegen fehlender politischer Planungssicherheit. Auch Mineralölkonzerne wie Shell oder OMV liefern weit weniger SAF, als in früheren Ankündigungen versprochen.

Kein Durchbruch

Klimaschützer wittern hinter den zahlreich angekündigten SAF-Plänen unterdessen politisches Kalkül der Airlines. Umweltorganisationen wie Transport & Environment werfen Airlines vor, mit optimistischen SAF-Ankündigungen strengere Klimavorgaben abwehren zu wollen. In der Realität bleibe der Fortschritt überschaubar.

(APA/red)

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