Reines Glas aus Asche dank neuer Technik
Das Verfahren holt wertvolles Glas aus Müllverbrennung und reduziert den Energieverbrauch erheblich.
Glasreste aus Müllverbrennungsanlagen galten lange als verlorene Ressource. In Bett- und Rostaschen können sie bis zu 30 Prozent ausmachen – doch die Rückgewinnung war technisch schwierig, häufig verunreinigt und daher kaum verwertbar. Ein neu entwickeltes Verfahren holt diesen Rohstoff nun nahezu vollständig zurück und öffnet damit einen bislang verschlossenen Kreislauf.
Warum Asche zum wertvollen Rohstoff wird
Die Technologie trennt Glasreste aus Verbrennungsrückständen mit einer bislang unerreichten Genauigkeit. Der Reinheitsgrad liegt laut Betreiberangaben bei 99,9999 Prozent. Dadurch lässt sich das zurückgewonnene Material wieder in der Produktion hochwertiger Erzeugnisse nutzen – von Verpackungsglas über Glasperlen bis hin zu Dämmstoffen.
Der Effekt auf die Umwelt ist erheblich: Jährlich könnten in Österreich rund 20.000 Tonnen Glas wieder in den Materialkreislauf gelangen. Das verringert den Bedarf an Primärrohstoffen wie Quarzsand, Soda und Kalkstein deutlich. Gleichzeitig sinkt der Energieverbrauch bei der Neuglasproduktion, da recyceltes Glas wesentlich weniger Strom und Gas benötigt als die Herstellung aus Rohmaterial.
Studien bestätigen das Potenzial der neuen Aufbereitung
Wissenschaftliche Untersuchungen zu österreichischen Bett- und Rostaschen zeigen, dass nicht nur Glas, sondern auch Metalle und mineralische Restfraktionen effizienter separiert werden können als bisher. Ein umfassender Versuchsaufbau aus dem Jahr 2023 demonstrierte erstmals, dass die gereinigte mineralische Fraktion sogar als industriell hergestellte Gesteinskörnung in Beton geeignet ist. Damit entsteht ein geschlossener Kreislauf, der sowohl der Bauindustrie als auch der Umwelt zugutekommt.
Energieautarkie als zweites Standbein
Am Standort Hohenruppersdorf, wo die neue Glasrückgewinnungstechnologie betrieben wird, verfolgt man parallel einen weiteren Nachhaltigkeitspfad: die dezentrale Energieversorgung. Seit Februar 2024 existiert dort die Brantner Energiegemeinschaft – eine regionale Struktur, die sich binnen eines Jahres deutlich weiterentwickelt hat. Mit fünf Photovoltaik-Anlagen und drei Wasserkraftwerken steigt der Anteil des selbst erzeugten Stroms kontinuierlich. Die Eigendeckungsquote kletterte von 28,6 Prozent (April 2024) auf 63,8 Prozent im Frühjahr 2025.
Firmeninfos und Umsetzung
Hinter beiden Entwicklungen steht das Unternehmen Brantner, das die neue Aufbereitungsanlage unter dem Namen „Glasy“ am Standort Hohenruppersdorf (Bezirk Gänserndorf) errichtet hat. Die Idee dazu entstand 2021, gebaut wurde im Frühjahr 2025. Brantner betreibt zudem die Brantner Energiegemeinschaft (BEG), die seit 2024 konsequent auf Eigenstrom aus Photovoltaik und Wasserkraft setzt.
(APA/red)