Russisches LNG auf der Speisekarte der EU
Während Brüssel ankündigt, ab 2028 kein russisches Gas mehr zu importieren, klingeln in Moskau 2025 die Kassen.

Die Europäische Union hat im ersten Halbjahr 2025 Flüssigerdgas aus Russland im Wert von rund 4,48 Milliarden Euro importiert. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 3,47 Milliarden. Parallel dazu floss mit 13,7 Milliarden Euro fast das Dreifache an Zahlungen an die USA, die inzwischen zum größten LNG-Lieferanten Europas aufgestiegen sind.
Versorgung gesichert?
Für Haushalte und Unternehmen ist die Botschaft eindeutig: Gas steht zur Verfügung. Verschiedene Quellen am Weltmarkt, von Nordamerika bis Nahost, sollen Engpässe verhindern. Doch dass gleichzeitig Milliarden nach Moskau überwiesen werden, wirft ein Schlaglicht auf die Widersprüche der europäischen Energiepolitik. Während auf politischer Ebene der Ausstieg festgeschrieben ist, bleibt Russland als Anbieter unersetzlicher Teil der Gegenwart.
Ausstieg als Placebo
Die offizielle Linie lautet: Kurzfristige Verträge mit Russland werden ab Mitte 2026 verboten, langfristige ab 2028. Klingt nach einer klaren Zäsur, bedeutet in der Praxis jedoch ein Weiterlaufen des Geschäfts – mit genauem Ablaufdatum. Der Ausstieg wirkt weniger wie eine strategische Entscheidung, sondern eher wie ein aufgeschobenes Problem, das in Raten abgestottert wird.
Hintertüren bleiben offen
Zusätzlich gibt es eine Sicherheitsklausel: Sollte die Versorgungssicherheit gefährdet sein, dürfen einzelne Staaten das Einfuhrverbot aussetzen. Das macht die Maßnahme zur unverbindlichen Absichtserklärung.
CheckList: Europa überweist Milliarden nach Russland und verkündet im selben Atemzug den baldigen Ausstieg. Das alte Sprichwort, die Hand nicht zu beißen, die einen füttert, bekommt in unseren Breitengraden eine ganz eigene Bedeutung: Man füttert weiter und kündigt gleichzeitig an, damit aufzuhören. Für Nicht-Privilegierte bleibt am Ende nur die Frage, ob im Winter die Heizkörper warm und die Rechnungen halbwegs erträglich bleiben.
(APA/red)