Sicher ist sicher: Österreich im Krankenstand
Eine Viertelmillion Menschen muss sich auskurieren, wegen Corona oder Grippe, und kann nicht zur Arbeit erscheinen.

Österreich ist müde. Schnupfen, Kratzen im Hals, ein leichtes Brennen beim Atmen. Wer will da noch riskieren, andere anzustecken?
Rund 258.000 Menschen sind derzeit offiziell im Krankenstand, so viele wie seit Monaten nicht. Mediziner sprechen von einer „explosiven“ Entwicklung. Derzeit grassieren grippale Infekte, Influenza und natürlich wieder einmal Corona.
Und das ist gut so, sagen viele: “Natürlich nehmen wir Rücksicht. Natürlich bleibt man zuhause, wenn der Test ein zweites Strichlein zeigt.” Früher hätte man sich vielleicht durchgeschleppt. Heute weiß man: Gesundheit geht vor. Ein bisschen Abstand kann nie schaden.
Neue Variante, alte Lektion
Die aktuelle Mutation trägt den beunruhigenden Spitznamen „Frankenstein“. Sie ist eine Kombination älterer Virenstämme, die sich offenbar besonders leicht verbreitet. Halsweh, Fieber, Müdigkeit – wer das spürt, greift besser nicht gleich zu Schmerzmitteln, sondern zur Decke und zum Streamingdienst, und folgt den Anweisungen des Arztes (der Ärzte) seines Vertrauens.
Auch die Grippe zieht wieder durchs Land. Gratis-Impfungen sind verfügbar, die Termine schnell ausgebucht. Schließlich will niemand riskieren, sich zwei Viren gleichzeitig einzufangen.
Vorsicht ist keine Schwäche
Noch vor wenigen Jahren galt es als Tugend, trotz Krankheit zur Arbeit zu erscheinen. Heute wissen wir: Wer hustet, gefährdet das Team.
Darum lieber einen Tag länger auskurieren – oder zwei, drei, vier, fünf. As long as it takes. Das System hält das aus.
Österreich hat gelernt, Verantwortung zu übernehmen und Krankheiten ernst zu nehmen: für die Gesellschaft, für die Kolleginnen und Kollegen, für die Statistik. Wenn dadurch zeitweise über eine Viertelmillion Menschen gleichzeitig daheimbleibt, ist das der Preis, den eine moderne, fürsorgliche Gesellschaft zu zahlen bereit sein muss.
Denn sicher ist sicher. Was wir als „Krankenstandswelle“ bezeichnen, ist ein besonders wertvolles Opfer zum Wohle der Allgemeinheit.
(red)