Strom aus Sonne, Wind und Wasser überholt Kohle
Die weltweite Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen erreichte in diesem Jahr 34 Prozent und übertraf erstmals Kohle.
Das US-Wissenschaftsmagazin Science hat den weltweiten Aufschwung erneuerbarer Energien zum „Breakthrough of the Year 2025“ erklärt. Erstmals wurde in diesem Jahr mehr Strom aus Sonne, Wind und Wasser erzeugt als aus Kohle – ein historischer Wendepunkt, der den globalen Energiemarkt verändert. In der ersten Jahreshälfte 2025 stammten etwa 34 Prozent des Stroms weltweit aus erneuerbaren Quellen, während Kohle nur noch 33 Prozent beitrug. Für Klimaforscher ist dies ein wichtiges Signal: Die Emissionen fossiler Brennstoffe könnten ihren Höhepunkt erreichen und danach sinken.
Treiber des Booms
Vor allem China treibt den Ausbau der erneuerbaren Energien voran. Das Land produziert rund 80 Prozent der weltweiten Solarzellen, etwa 70 Prozent der Windturbinen und einen großen Teil der Lithium-Batterien. Viele Technologien stammen ursprünglich aus den USA oder Europa, doch die industrielle Skalierung und Perfektionierung fand in China statt. Die Folge sind sinkende Preise und eine wachsende globale Verfügbarkeit. Immer mehr Länder, insbesondere im globalen Süden, profitieren von günstiger Solar- und Windenergie, was ihre Energiesouveränität stärkt und Strom erschwinglicher macht.
Herausforderungen bleiben bestehen
Trotz der Erfolge gibt es weiterhin Herausforderungen. Der weltweite CO₂-Ausstoß steigt insgesamt noch, und viele Länder bauen weiterhin Kohlekraftwerke. Speicherlösungen, Netze und Systeme zur Integration schwankender erneuerbarer Energien sind noch nicht ausreichend entwickelt, und politische oder wirtschaftliche Hindernisse können den Übergang zur klimafreundlichen Energieversorgung bremsen. Das Ziel, die Erwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, gilt vielen Fachleuten als kaum noch erreichbar. China selbst setzte den Bau neuer Kohlekraftwerke fort, und politischer Widerstand in Form von Handelshemmnissen etwa gegen chinesische Solarmodule sowie die Energiepolitik anderer großer Volkswirtschaften erschwert den weiteren Ausbau.
Motivation entscheidend
Gleichzeitig sehen die Autoren erneute Hoffnung im technologischen Fortschritt. Neue Entwicklungen wie längere Rotorblätter für Windturbinen oder die Kombination aus Perowskit‑ und Silizium‑Solarzellen könnten die Effizienz weiter steigern. Entscheidend sei jedoch ein Wandel in der Motivation der Akteure: Während Kunden früher aus Umweltgründen Aufpreise akzeptierten, verliere dieser Faktor an Bedeutung. Heute treibe vor allem das eigene Interesse, nämlich geringere Kosten und höhere Energiesicherheit, die Nachfrage nach erneuerbaren Lösungen an. Dies, so die Science-Autoren, könnte der wichtigste Durchbruch von allen sein.
(red)