Studie zeigt: Wolf braucht Schutz, nicht Abschuss
Eine Analyse der Universität für Bodenkultur zeigt auf: Der Wolf ist Teil des Ökosystems – nicht dessen Bedrohung.
Die Universität für Bodenkultur Wien (Boku) hat im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums erstmals das Konfliktpotenzial des Wolfs in Österreich analysiert. Die Studie „LeKoWolf – Lebensraum- und Konfliktpotenzialmodell für den Wolf“ untersucht, wo sich ökologische Eignung und sozioökonomische Interessen überschneiden – etwa durch Nutztierhaltung, Almwirtschaft oder Tourismus.
Das Ergebnis: Österreich verfügt über ausreichend geeignete Lebensräume, vor allem im alpinen Westen und Süden. Genau dort, wo die Natur noch intakt ist, stoßen Herdenschutz und Tourismus aber aufeinander. Die Untersuchung liefert damit erstmals eine wissenschaftliche Basis für ein funktionierendes Wolfsmanagement – und widerlegt zugleich die Behauptung, der Wolf gehöre hier nicht her.
Ministerium ermittelt Abschussquoten
Laut Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) sollen die neuen Daten künftig helfen, „die Balance in der Natur- und Kulturlandschaft aufrechtzuerhalten“. Er kündigte an, gemeinsam mit den Ländern ein aktives Wolfsmonitoring einzurichten und den „günstigen Erhaltungszustand“ der Population zu ermitteln – eine EU-rechtliche Voraussetzung für künftige Managementmaßnahmen.
Dass das Ministerium in diesem Zusammenhang von „Regulierung der Wolfsbestände“ spricht, stößt jedoch auf Kritik. Denn gerade diese Formulierung wird von weiten Teilen der Weidetierlobby seit Jahren als Deckbegriff für Abschüsse verwendet. Dabei zeigen internationale Erfahrungen – etwa aus der Schweiz –, dass Herdenschutzprogramme deutlich wirksamer sind. Laut WWF sei dort die Zahl der gerissenen Nutztiere pro Wolf um 87 Prozent zurückgegangen.
Der Wolf als Teil des Ökosystems
In Österreich leben derzeit acht bestätigte Rudel. Nach seiner Ausrottung im 19. Jahrhundert und der Rückkehr des ersten Rudels 2016 ist der Wolf längst wieder heimisch. Laut Studienautorin Jennifer Hatlauf wird das auch so bleiben: „Selbst wenn heute alle Wölfe verschwinden würden, würden morgen welche nachkommen.“
Diese Erkenntnis legt nahe, dass Österreich nicht die Anwesenheit der Tiere, sondern den Umgang mit ihnen regeln muss. Abschüsse lösen keine Probleme – sie verschieben sie nur. Der Wolf erfüllt eine ökologische Funktion, die keine Weideordnung ersetzen kann: Er hält Wildbestände gesund und verhindert Überpopulationen.
Die Boku-Studie zeigt, was seit Jahren auf der Hand liegt: Der Wolf ist gekommen, um zu bleiben. Wer ihn abschießt, bekämpft nicht die Gefahr, sondern die Natur selbst. Ein modernes Wolfsmanagement muss auf Wissen, Prävention und Koexistenz setzen – nicht auf Flinten.
(PA/red)