Tiroler Studie bremst Windkraftpläne
Eine neue Untersuchung zu Windkraft und Vogelschutz zeigt: Der Ausbau in Tirol stößt auf große Hürden.

In Tirol wurden die Pläne für neue Windkraftanlagen jüngst auf den Prüfstand gestellt. Die schwarz-rote Landesregierung hatte bei der Tierschutzorganisation BirdLife eine umfassende Studie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Von 54 eingereichten Projekten bestanden nur drei die ornithologische Vorprüfung. Hauptgrund sind die besonderen topografischen Bedingungen im alpinen Raum, die vielen Vogelarten sensible Lebens- und Bruträume bieten.
Mehr als ein planerischer „Dämpfer“
Auf den ersten Blick wirkt die Nachricht wie ein politischer Rückschlag für die Energiewende in Tirol. Doch wer tiefer in die Studie blickt, erkennt: Die Hürden sind nicht nur formaler oder bürokratischer Natur. Die von BirdLife erstellte Sensibilitätskarte zeigt, dass große Teile des Bundeslandes für Windkraftanlagen aus Sicht des Vogelschutzes schlicht ungeeignet sind. Die Eingriffe in Lebensräume könnten gravierende Folgen haben – weit über das hinaus, was in der Öffentlichkeit bisher diskutiert wurde.
Was Studien weltweit bestätigen
Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten belegen, dass Windkraftanlagen für Vögel eine tödliche Gefahr darstellen können – nicht nur in sensiblen Regionen wie den Alpen.
- In den USA sterben laut Schätzungen jährlich hunderttausende Vögel an den Rotorblättern.
- In Nordspanien wurden in einem Windpark in nur sechs Jahren über 700 tote Gänsegeier dokumentiert.
- Deutsche Langzeitstudien zeigen, dass bestimmte Arten wie der Mäusebussard in der Nähe von Windparks langfristig Bestandsrückgänge erleiden können.
Diese Zahlen zeigen, dass der Blick auf CO₂-Ersparnis und Stromproduktion oft zu sehr dominiert. Trotzdem bleibt Windkraft ein wichtiger Baustein für eine klimafreundliche Energieversorgung. Doch dort, wo die Anlagen in sensiblen Vogelzugrouten, Brutgebieten oder Jagdarealen errichtet werden, verwandeln sich die rotierenden Flügel in tödliche Hindernisse. Die Kollision endet für die betroffenen Tiere sofort – und für manche Arten bedeutet jeder Verlust einen weiteren Schritt in Richtung Bestandseinbruch.
Nur ein „Dämpfer“?
Die Tiroler Studie ist ein Signal an Planer und Politik, langsamer zu machen, genauer hinzusehen, wo und wie Windkraftanlagen errichtet werden. Denn hinter dem nüchternen Begriff „Beeinträchtigung der Vogelwelt“ verbirgt sich ein dramatischer Alltag: verletzte und verendete Tiere, seltene Arten, die aus ihren Gebieten verschwinden, und Brutpaare, die nie wieder zurückkehren.
CheckList: Wenn Energiewende und Naturschutz nicht gegeneinander ausgespielt werden sollen, braucht es keinen Dämpfer, sondern einen Einstampfer – zumindest dort, wo der Preis für die Tierwelt zu hoch ist.
(APA/red)