US-Gas sucht Ausnahmen von EU-Klimaschutz
Die USA können mit der EU-Methanverordnung nichts anfangen und stellen Europas Klimastandards infrage.
Die EU-Methanverordnung gilt als eines der schärfsten klimapolitischen Instrumente im Energiesektor. Sie verpflichtet Produzenten und Importeure von Öl und Gas dazu, Methanemissionen entlang der Lieferkette zu messen, zu melden und schrittweise zu reduzieren. Nun fordern ausgerechnet die USA – inzwischen wichtigster Gaslieferant Europas – Sonderregeln. Ein Vorstoß, der Brüssel politisch in eine heikle Lage bringt.
Klimakiller mit kurzer Halbwertszeit
Methan wirkt kurzfristig deutlich klimaschädlicher als CO₂. Gerade bei Förderung, Verarbeitung und Transport von Erdgas entweichen erhebliche Mengen – oft unkontrolliert. Die EU will diese Leckagen sichtbar machen und eindämmen. Ab 2030 sollen Importregeln greifen, ab 2035 wären detaillierte Nachweise verpflichtend. Genau diese Fristen wollen die USA aushebeln.
Washington argumentiert mit Bürokratie und Handelshemmnissen. Die Erfassung von Methanemissionen sei technisch kaum umsetzbar und wirtschaftlich unzumutbar. Kritiker halten dagegen: Gerade US-Fracking-Gas gilt als besonders emissionsintensiv, belastbare Daten wären politisch unerwünscht.
Europas Abhängigkeit von US-LNG
Seit dem weitgehenden Stopp russischer Gasimporte hat sich Europas Energiegeografie massiv verschoben. Flüssigerdgas aus den USA deckt inzwischen einen zentralen Teil des Bedarfs. Diese neue Abhängigkeit verändert die Machtverhältnisse: Klimapolitik trifft Versorgungssicherheit.
Offiziell betont die EU-Kommission, dass die Kernanforderungen der Methanverordnung nicht zur Disposition stehen. Gleichzeitig kündigt Brüssel „vereinfachte Nachweiswege“ an – ein Signal der Entschärfung. Für Beobachter ist das ein bekanntes Muster: Regeln bleiben auf dem Papier streng, ihre Umsetzung wird pragmatisch gedehnt.
Zwischen Anspruch und Realität
Die politische Realität ist unbequem. Einerseits will die EU ihre Rolle als globaler Klimaregulator behaupten. Andererseits kann sie es sich kaum leisten, den wichtigsten Ersatzlieferanten für russisches Gas zu verärgern. US-Energieminister Chris Wright warnte bereits offen vor Lieferstörungen – ein impliziter Hebel.
Dass die USA unter Präsident Trump wieder offensiv auf fossile Energien setzen, verschärft den Konflikt. Die EU steht damit vor einer Grundsatzfrage: Wie belastbar sind Klimaregeln, wenn sie geopolitisch unbequem werden?
(APA/red)
