Vom guten Gewissen zum Plastikproblem

Greenpeace deckt auf, dass gespendete Textilien oft im Ausland am Müll landen – Österreich recycelt zu wenig.

14.08.2025 11:44
Redaktion
© Adobe
Altkleider-Recycling

Wer brav seine getragenen Jeans, Shirts oder Pullis in eine Sammelbox wirft, glaubt meist, damit Gutes zu tun. Greenpeace hat diesen Weg mithilfe von GPS-Trackern nachverfolgt – und das Ergebnis ist ernüchternd: Nur ein kleiner Teil der gespendeten Stücke wird tatsächlich weitergetragen. Rund ein Drittel der gespendeten Kleidung aus Österreich landet in afrikanischen Ländern, anderes in Asien. Dort fehlen oft Entsorgungsstrukturen, sodass Textilien verbrannt, deponiert oder einfach im Freien abgelagert werden.

Ganz so dramatisch wie in mancher Schlagzeile ist die Lage hierzulande aber nicht: Laut Umweltbundesamt werden in Österreich rund zwei Drittel der gesammelten Kleidung wiederverwendet, der Rest landet im Downcycling oder im Abfall. Das Problem bleibt dennoch groß – vor allem bei Billigware aus Kunstfasern, die schwer recycelbar ist.

Wenn Altkleider zu Altplastik werden

Ein Blick auf die Kleideretiketten zeigt: Baumwolle und Wolle sind heute eher die Ausnahme. Kunstfasern wie Polyester, Polyamid oder Elasthan dominieren – und machen aus der Altkleidersammlung de facto eine Altplastiksammlung. Solche Stoffe lassen sich nur mit hohem technischen Aufwand wieder in Rohfasern zerlegen. Dazu kommen Metallbestandteile wie Reißverschlüsse und Knöpfe, die im Recyclingprozess berücksichtigt werden müssen.

Hersteller in die Pflicht nehmen

Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) unterstützt die Greenpeace-Forderung nach einer verpflichtenden Herstellerverantwortung. Mit diesem „Verursacherprinzip“ sollen Sortier- und Recyclinganlagen in Österreich finanziert werden. Auch ein Exportverbot für nicht verwertbare Textilien ist im Gespräch.

„Auch Produzenten von Textilien, insbesondere Fast Fashion aus dem Ausland, müssen sich ihrer Verantwortung stellen“, sagt VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly. Ziel ist eine Kreislaufwirtschaft, in der recycelte Fasern wieder in die Produktion neuer Kleidung einfließen.

Innovation – und die Hürde des Marktes

Österreichische Firmen arbeiten bereits an Verfahren, um aus alter Kleidung neue Fasern zu gewinnen. Diese Technologie funktioniert am besten, wenn schon beim Design an späteres Recycling gedacht wird. Doch Technik allein reicht nicht: Der VOEB fordert verpflichtende Mindesteinsatzquoten für Recyclingfasern, um einen Absatzmarkt zu schaffen.

CheckList: Die beste Entsorgung ist, Kleidung gar nicht erst so schnell entsorgen zu müssen. Wer länger trägt, bewusster kauft und Naturmaterialien bevorzugt, reduziert Müll – bevor er entsteht. Denn am Ende gilt: Je weniger Polyester im Schrank, desto weniger Plastik im Kreislauf.

(PA/red)

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