Unterschätzte Gefahr: Mangelnde Hygiene

Bis zu 2.000 Menschen sterben in Österreich jedes Jahr an Infektionen, die durch unzureichendes Händewaschen mitverursacht werden.

24.06.2025 15:55
Redaktion
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Desinfizieren schützt vor Krankheiten

Während der Pandemie war sie plötzlich da – die kollektive Hygiene-Einsicht. Hände waschen, desinfizieren, Kontaktflächen meiden. Doch mit dem Ende der Corona-Maßnahmen kam auch die Rückkehr zur alten Nachlässigkeit. Und sie kostet Menschenleben. Still, schleichend, aber in großer Zahl.

Der schmutzige Rückschritt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht Klartext: Regelmäßige Händedesinfektion rettet weltweit zwischen fünf und acht Millionen Menschenleben pro Jahr. In Krankenhäusern, Pflegeheimen – und im Alltag. Doch in Österreich sinkt seit dem Ende der Lockdowns die Disziplin drastisch. Hygiene-Compliance (also das tatsächliche Befolgen von Desinfektionsregeln) fiel in medizinischen Einrichtungen laut Studien wieder auf Vorkrisenniveau zurück – von knapp 70 % auf rund 55 %.

Im Alltag zeigt sich das noch deutlicher: In Umfragen gaben viele Menschen an, sich seltener die Hände zu waschen – besonders nach dem Besuch öffentlicher Toiletten oder vor dem Essen. Ein gefährlicher Trend, der uns bereits wieder einholt.

53.000 Infektionen – pro Jahr

Was das konkret bedeutet, zeigen Zahlen aus Österreichs Krankenhäusern. Rund 5,3 % aller stationären Patienten entwickeln eine sogenannte „Krankenhausinfektion“ (auch HAI – Healthcare Associated Infection). Bei etwa einer Million Spitalsaufenthalten pro Jahr ergibt das ca. 53.000 Infektionen jährlich – durch Keime, die oft durch mangelnde Hygiene übertragen werden.

Besonders brisant: Laut medizinischer Literatur sterben zwischen zwei und vier Prozent der Betroffenen an den Folgen solcher Infektionen. Das ergibt bis zu 2.000 Todesfälle jährlich in Österreich – ein Großteil vermeidbar.

Was Händewaschen verhindert

Experten wie der WHO-Hygieneberater Didier Pittet machen seit Jahren klar: Gute Handhygiene könnte das Risiko solcher Infektionen um bis zu 50 % reduzieren. Anders gesagt: 500 bis 1.000 dieser Todesfälle wären Jahr für Jahr vermeidbar – durch etwas so Einfaches wie Seife und Wasser.

Gegenwärtig erinnert der WHO-Hygieneexperte Didier Pittet in einem Interview anlässlich einer Fachveranstaltung – wie die APA berichtet – an die ungebrochene Bedeutung der Desinfektion der Hände. Der Vorgang “dauert 20 Sekunden” und rette fünf bis acht Millionen Menschenleben, berief sich der Experte auf “konservative Schätzungen”.

Und es betrifft längst nicht nur Krankenhäuser. Auch im Alltag steigt das Risiko: Viren und Bakterien haften auf Türgriffen, Bankomaten, Handläufen. Wer sich danach mit der Hand durchs Gesicht fährt, riskiert Infekte – von banalen Erkältungen bis hin zu lebensbedrohlichen Keimen bei Immunschwachen.

Das kostet Menschenleben

Experten schlagen Alarm: Die Angst vor COVID hat uns diszipliniert, doch das Verdrängen hat wieder eingesetzt. Die Routine ist zurück, aber die Hygiene nicht. Dabei ist Händewaschen ein Schutzschirm für uns alle. Nicht spektakulär, nicht sichtbar – aber die Viren sind nunmal leicht übertragbar und sehr gefährlich.

(APA/red)

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