Was die Erdäpfelernte 2025 unseren Bauern bringt
Die Kartoffelernte fällt gut aus, doch von den Einnahmen kommt bei den Bauern immer weniger an.

Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich verkündet eine gute Nachricht: Die Erdäpfelernte 2025 fällt mengenmäßig stark aus, die Qualität stimmt, die Versorgung mit heimischer Ware ist gesichert. Doch eine weitere Zahl trübt die Freude. Denn vom Endverkaufspreis im Handel bleiben den Bäuerinnen und Bauern nur noch rund zwölf Prozent – im Vorjahr waren es 21 Prozent.
Wenn mehr Ernte weniger bringt
Ein gutes Ernteergebnis klingt nach Erfolg, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Widerspruch. Während Verbraucherinnen und Verbraucher für Erdäpfel im Supermarkt bis zu 1,60 Euro pro Kilo zahlen, erhalten die Landwirte laut Landwirtschaftskammer im Durchschnitt nur 15 bis 20 Euro pro 100 Kilo – also 0,15 bis 0,20 Euro pro Kilo. Der Rest bleibt entlang der Wertschöpfungskette hängen: Verpackung, Transport, Handel, Lagerung und Marge.
Damit ist der Bauernanteil am Endpreis innerhalb eines Jahres beinahe halbiert – und das in einer Phase, in der nahezu alle Produktionskosten gestiegen sind. Saatgut, Dünger, Energie und Lohnaufwand verteuern die Erzeugung. Trotzdem sinkt der Anteil der Produzenten.
Förderungen als stille Stütze
Ein Teil dieser Schieflage wird durch öffentliche Gelder abgefangen. Nach Daten von Statistik Austria stiegen die Zahlungen an die Landwirtschaft im Jahr 2024 um 8,6 Prozent, das reale Faktoreinkommen der Betriebe um 5,5 Prozent. Diese Subventionen sichern vielen Betrieben ein Grundauskommen – unabhängig vom Marktpreis. Doch sie verändern auch die Marktmechanik: Wenn bekannt ist, dass Landwirte über EU-Förderungen und andere Hebel abgesichert sind, sinkt der Druck auf den Handel, faire Einkaufspreise zu zahlen.
Das Resultat: Der niedrige Erzeugerpreis bleibt bestehen, ohne dass er sofort zu einem strukturellen Problem wird. Langfristig aber verzerrt er den Wettbewerb, denn Betriebe, die stärker auf Eigenwirtschaft setzen, geraten ins Hintertreffen.
Das Märchen vom „armen Bauern“
Das gängige Bild, der Handel beute die Bauern aus, kann auch als Ablenkung vom Preisgefüge für die Endkonsumenten dienen. Viele Agrarbetriebe sind heute Mischwirtschaften – Getreide, Viehhaltung, Gemüse, Obst. Verluste in einem Bereich werden durch andere Ertragszweige oder Subventionen ausgeglichen. Dennoch zeigt sich ein strukturelles Problem: Eine super Ernte garantiert kein “besseres” Einkommen für Bauern und auch keine günstigeren Preise auf heimische Ware für Konsumenten – vom Supermarkt bis zum Bauernmarkt.
Die Folge
Neben den Bauern tragen letztlich auch Konsumentinnen und Konsumenten den Preisdruck. Sie zahlen weiterhin hohe oder steigende Preise, obwohl ausreichend Ware in guter Qualität aus heimischer Produktion zur Verfügung steht. Für viele Betriebe, die landwirtschaftliche Waren erzeugen und dem Großhandel anbieten, bleibt die Lage dennoch stabil: Förderungen und Querfinanzierungen gleichen saisonale Schwankungen zwischen Marktverlusten und -gewinnen aus. Der Preiswiderspruch trifft also nicht die Produktion selbst, sondern den Einkauf an der Supermarktkassa.
Die Erdäpfelernte 2025 zeigt, wie schnell Jubelmeldungen entstehen können. Österreich ist mit Kartoffeln gut versorgt – doch ökonomisch bleibt die Schieflage bestehen. Der Bauernanteil am Verkaufspreis fällt auf zwölf Prozent, die Förderungen steigen, und das eigentliche Problem bleibt ungelöst: ein System, das gute Ernten hervorbringt, aber kaum Gewinne ermöglicht.
(PA/red)