Wenn der Wald unter die Räder kommt
Immer mehr Bike-Strecken führen quer durch Österreichs Wälder – mit messbaren Folgen für Natur und Boden.

Mountainbiker gelten als Naturfreunde, doch die rasch wachsende Zahl an offiziellen und inoffiziellen Trails zeigt auch eine Kehrseite: Der Wald wird zur Rennstrecke. Schon beim Anlegen der Strecken können Planiergeräte und Bagger eingesetzt werden, die den Boden verdichten und die Vegetationsdecke abtragen. Wo regelmäßig Räder durchziehen, bleibt kein unberührter Untergrund zurück: Spuren graben sich ein, Rinnen entstehen – und die Bodenstruktur verändert sich.
Dauerhafte Schäden im Erdreich
Eine aktuelle Studie der Universität für Bodenkultur Wien hat gezeigt, wie lange Verdichtungen im Waldboden nachwirken können. Selbst 18 Jahre nach einer Befahrung durch schwere Forstmaschinen waren in tieferen Erdschichten noch Schäden nachweisbar: versiegelte Poren, weniger Wasseraufnahme, geringere biologische Aktivität. Auch auf Trails können ähnliche Prozesse auftreten – wenngleich in kleinerem Maßstab. Entscheidend ist die Intensität der Nutzung, die Hangneigung und die Beschaffenheit des Bodens. Fachleute verweisen darauf, dass Schäden dort besonders gravierend sind, wo Wege schlecht geplant, nicht gepflegt oder bei Nässe stark befahren werden.
Von Rückegassen zu Bike-Rinnen
Wo einst von „Rückegassen“ die Rede war, also Fahrspuren von Harvestern, sind es im Freizeitbereich nun Fahrrinnen. Moderne Downhill-Bikes sind schwerer als klassische Mountainbikes, viele mit Akku ausgestattet. Das bedeutet zusätzlichen Druck auf den Waldboden. Bei Sprüngen und harten Landungen wirken punktuell Kräfte, wenn auch in sehr viel kleinerer Dimension als bei landwirtschaftlichen Schwerfahrzeugen. Das Ergebnis können tiefe Rillen, geringere Versickerung und stärkere Erosion sein. Für Waldbesitzer bedeutet das zusätzlichen Pflegeaufwand, für die Umwelt ein mögliches Risiko.
Freizeitspaß versus Bodenschutz
Österreich ist Vorreiter einer boomenden Mountainbike-Szene, doch der Trend trifft auf sensible Böden, die auch durch Forstwirtschaft oder Wildschäden unter Druck stehen. Während bei der Holzernte zumindest empfohlen wird, mit leichterem Gerät zu arbeiten und feuchte Böden zu meiden, gibt es für den Freizeitsport kaum vergleichbare Vorgaben. Offizielle Trails werden zwar oft professionell angelegt und regelmäßig gewartet, doch ungezählte „wilde“ Strecken entstehen ohne Rücksicht auf die ökologischen Folgen. Fachstudien betonen zugleich: Mit guter Planung, Drainage und Sperrungen bei ungünstigen Bedingungen lassen sich viele Schäden verhindern oder abmildern.
(red)