Zwischen Mut und Risiko: Letzte Generation vor Gericht
Der Prozess gegen 42 Aktivisten zeigt, wie Klimaprotest zwischen Idealismus, Einfluss und Misstrauen zerrieben wird.
Die Staatsanwaltschaft Wien hat Anklage gegen 42 Mitglieder der ehemaligen Klimaschutzbewegung „Letzte Generation“ erhoben. Der Vorwurf lautet auf Sachbeschädigung beziehungsweise schwere Sachbeschädigung. Vom anfänglichen Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung blieb am Ende nichts übrig. Dennoch steht nun ein Mammutprozess bevor – mit Dutzenden Zeugen, Verteidigern und Beobachtern.
Doch der juristische Aspekt ist nur ein Teil der Geschichte. Denn der Fall wirft ein grelles Licht auf den Zustand einer Bewegung, die einst moralische Entschlossenheit verkörperte und nun am eigenen Anspruch zu scheitern droht.
Zwischen Idealismus und Inszenierung
Die „Letzte Generation“ trat mit dem Ziel an, Klimapolitik spürbar zu beschleunigen – ein Anspruch, der viele Menschen anfangs sympathisch stimmte. Doch bald verlagerte sich der Fokus von der Sache auf die Methode: Festklebeaktionen auf dem Asphalt, Farbangriffe auf Gebäude, symbolische Störaktionen mit Fäkalien.
Von zivilem Ungehorsam blieb am Ende kaum etwas übrig. Statt spontaner Bürgeraktionen standen professionelle Abläufe, klare Schulungsstrukturen und sogar finanzielle Anreize im Raum. Interne Dokumente und Medienberichte deuteten darauf hin, dass Teile der Bewegung logistisch und materiell von externen Organisationen unterstützt wurden – mit Geldquellen, deren Transparenz bis heute umstritten ist.
Was einst als Weckruf für den Klimaschutz gedacht war, entwickelte sich so zu einem System aus Taktik, Planung und gezielter Eskalation. Die Grenze zwischen Aktivismus und Inszenierung verschwamm zunehmend.
Der Preis des Protests
Der Preis für diesen Kurs ist hoch. Was als moralisches Anliegen begann, hat sich in den Augen vieler in Nötigung verwandelt. Blockierte Autofahrer, verschmierte Fassaden und gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr ließen die öffentliche Stimmung kippen.
Während Anwälte der Angeklagten von „überzogenen Vorwürfen“ sprechen, bleibt ein anderer Schaden bestehen: der massive Imageverlust einer ganzen Bewegung. Ihre Aktionen trafen nicht „die Mächtigen“, sondern oft unbeteiligte Bürger – jene Menschen also, die man für den Klimaschutz gewinnen wollte.
Zudem wird bekannt, dass einzelne Aktivisten für ihre Teilnahme an Aktionen Geldzahlungen oder „Aufwandsentschädigungen“ erhielten. Damit verschiebt sich die Wahrnehmung endgültig: von freiwilligem Engagement hin zu einem bezahlten Protestsystem.
Was bleibt von der Bewegung?
Das Verfahren gegen die 42 Aktivisten ist mehr als ein Strafprozess – es könnte eine Abrechnung mit einem System werden, das Klimaschutz vorgibt, um die Rechtsstaatlichkeit zu brechen
Ziviler Widerstand hat in Demokratien Tradition, doch er verliert seine moralische Kraft, wenn er Leid, Sachschäden und Misstrauen hinterlässt.
Die „Letzte Generation“ wollte Bewusstsein schaffen – hat dabei das Land gespaltet und sitzt nun buchstäblich auf den Scherben ihrer Hinterlassenschaft. Ihre Methoden haben den Klimaschutz nicht vorangebracht, sondern die Fronten verhärtet.
Nun steht nicht nur diese Bewegung vor Gericht.
(red)